Boden des Jahres 2022

Der Tonboden

Tonige Böden bestehen aus mikrometerkleinen mineralischen Partikeln (Tonminerale und andere mineralische Bestandteile), die oft dicht aneinandergelagert sind. Luft und Wasser sind in sehr feinen Poren eingeschlossen und dadurch für Pflanzenwurzeln nur schwer oder gar nicht verfügbar. Wurzeln wachsen bevorzugt in feinen Rissen, die in Tonböden bei Austrocknung entstehen. In trockenem Zustand sind Tonböden hart wie Stein (wie ein ausgetrockneter Klumpen Töpferton) und das Gefüge ist stabil. Nach Niederschlägen bleiben Tonböden jedoch lange nass und es besteht ein erhöhtes Verdichtungsrisiko, wenn sie mit Maschinen befahren werden. Tonböden werden auch als «Stundenböden» bezeichnet, weil sie nur innerhalb eines kurzen Zeitraums gut bearbeitbar sind. Da Tonböden in ihren feinen Poren viel Wasser speichern können, erwärmen sie sich im Frühjahr nur langsam und werden deshalb auch als «kalte Böden» bezeichnet.

Etwa die Hälfte des Bodenvolumens besteht aus festen Bestandteilen wie Steinen, Sandkörnern, Schluff oder Tonpartikeln, abgestorbenen Pflanzenwurzeln sowie lebenden Bodentieren, Wurzeln und Pilzhyphen. Die andere Hälfte des Bodens besteht aus feinsten Hohlräumen, sogenannten Poren, manche davon sind nur wenige Mikrometer klein. Ein Mikrometer entspricht einem Tausendstel Millimeter. In diesen Poren befinden sich Wasser (in der Zeichnung blau) und Luft (weiss), die für alle Pflanzenwurzeln und Bodenorganismen überlebensnotwendig sind.

Sandkörner haben einen Durchmesser von 50 Mikrometer bis 2 Millimeter und man kann sie als harte Körnchen fühlen, wenn man den Boden zwischen Daumen und Zeigefinger reibt.
Als Schluff werden Partikel mit einem Durchmesser von 2 bis 50 Mikrometern bezeichnet und fühlen sich wie Mehl an.
Als Ton werden Partikel bezeichnet, die kleiner als 2 Mikrometer sind. Ton besteht meistens aus Tonmineralien. Diese feinen Plättchen glänzen, wenn man sie auf den Fingern verreibt. Sie bestehen aus mehreren Schichten Silizium, Aluminium und dazwischen gelagertem Kalzium, Magnesium oder Kalium, wobei die Letzteren wichtige Pflanzennährstoffe sind.

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Tonboden

Steckbrief

Dieser Boden entstand aus tonreichen Verwitterungsprodukten von Juragesteinen (Lias und Dogger), die im Quartär als Gehängelehm abgelagert wurden. Der hohe Tonanteil macht diesen Boden schwer bearbeitbar. Deshalb wird er nur ab und zu als Acker genutzt, ansonsten dient er als Wies- und Weideland. Tonböden sind dicht und schlecht wasserdurchlässig. Je mehr Smektite und Vermiculite (3-Schicht-Tonminerale) sie enthalten, desto stärker können sie quellen und schrumpfen.

Bodentyp

Gleyige, pseudogleyige,
pelitische Kalkbraunerde, tiefgründig, kolluvial.

Bodenart

Ton

Ausgangsmaterial

Gehängelehm (aus verwittertem Juragestein)

Ort

Schleitheim (SH), auf 550 m ü. M.

Weiterdenken

Wie viele Liter Wasser kann ein Kubikmeter Boden speichern?

Zwischen ca. 100 und ca. 450 Liter Wasser. Hierbei ist zu beachten, dass unter der Bodenoberfläche nicht immer mindestens ein ganzer Meter Boden zu finden ist, denn im Extremfall kann z. B. das geologische Ausgangsmaterial bereits nach wenigen Zentimetern Boden zu finden sein. Man beachte deswegen in der Grafik die Angabe zur pflanzennutzbaren Gründigkeit. Ausserdem ist es wichtig zu verstehen, dass die Wasserspeicherkapazität nicht immer ausgeschöpft wird. Der Wassergehalt eines Bodens ist witterungsabhängig; die Wasserspeicherkapazität ist vor allem von der pflanzennutzbaren Gründigkeit, von der Bodenzusammensetzung und von der Bodenstruktur abhängig.

Der Boden kann - wie ein Schwamm - Wasser aufnehmen, speichern. Dieses Wasser sichert den Pflanzen während Trockenperioden im Sommer das Überleben. Je tiefgründiger ein Boden ist, desto mehr Wasser kann er zurückhalten. Der tiefgründige Boden links in der Abbildung kann 340 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern – ein Drittel der Jahresniederschläge.

Die ganze blaue Säule (hellblau + dunkelblau) zeigt die gesamte Speicherkapazität für pflanzenverfügbares Wasser. Diese wurde für die vier Böden auf der Abbildung im Labor gemessen.
 

Die Pflanzen können nicht das ganze Wasser im Boden gleich gut aufnehmen:
 

  • Der dunkelblaue Anteil entspricht dem leicht pflanzenverfügbaren Wasser. Dieses kann von den Pflanzen ohne grossen Aufwand aufgenommen werden.

    Faustregel: das Speichervermögen für leicht pflanzenverfügbares Wasser entspricht ungefähr 10 % der pflanzennutzbaren Gründigkeit. Beispiel: ein Boden mit einer pflanzennutzbaren Gründigkeit von 100 cm kann 100 mm oder 100 Liter pro Quadratmeter leicht pflanzenverfügbares Wasser speichern. Diese Faustregel wurde für die vier Böden auf der Abbildung angewendet.

  • Die hellblauen Flächen entsprechen dem schwer pflanzenverfügbaren Wasser.


Leicht und schwer pflanzenverfügbares Wasser in der Landwirtschaft: So lange leicht pflanzenverfügbares Wasser im Boden ist, können die Kulturpflanzen wachsen («Ertragswasser»). Wenn der Boden austrocknet und nur noch das schwer verfügbare Wasser vorhanden ist, wird die Wasseraufnahme beeinträchtigt. Die Pflanzen welken an heissen Sommertagen und erholen sich in der Nacht («Überlebenswasser»).

Text ist noch in Bearbeitung. Mit dem Wechsel von der alten zur neuen Website gab es viel zu tun und der Text konnte leider noch nicht in der gewünschten Qualität fertiggestellt werden.

Medienmitteilung

Unter folgendem Link finden Sie die Medienmitteilung zum diesjährigen Boden des Jahres. Wenn Sie wünschen, können Sie auch mit der Geschäftsstelle der BGS Kontakt aufnehmen.

Trägerschaft

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In der Schweiz wird die Aktion «Boden des Jahres» von der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz (BGS/SSP) getragen.

Die BGS-SSP wirkt als Fachverein aktiv am politischen Prozess mit. So hat sie bereits in den 70er und 80er Jahren auf den ungenügenden Schutz des kostbaren Umweltguts «Boden» hingewiesen und die Verankerung des Bodenschutzes im Umweltschutzgesetz erwirken können.

Die BGS-SSP setzt sich für die Erforschung und die Erhaltung der Böden als lebenswichtige Ressource ein. Sie vereinigt Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Praktikerinnen und Praktiker und Fachleute aus der Verwaltung aus allen Regionen des Landes. Die BGS/SSP ist Mitglied der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften(scnat). 

Eine Arbeitsgruppe von 4 bis 6 Mitgliedern der BGS/SSP bestimmt jeweils zu Beginn eines Jahres den für das nachfolgende Jahr als «Boden des Jahres» zu kürenden Boden. Sie bereitet anschliessend die für die öffentliche Deklaration am 5. Dezember - dem Weltbodentag - die nötigen Unterlagen vor. Das Vorgehen ist in der Geschäftsordnung der BGS-SSP zur Aktion «Boden des Jahres» festgelegt.

Die BGS-SSP koordiniert die Deklaration des «Boden des Jahres» inhaltlich nach Möglichkeit mit den Aktivitäten anderer Organisationen im Umweltbereich und schafft auf diese Weise Synergien.

Arbeitsgruppe «Boden des Jahres»Sonja Paul (Klima und Landwirtschaft, Agroscope)
Anett Hoffmann (Ehemals ETHZ)
Urs Grob (Kompetenzzentrum Boden KOBO, HAFL)
Benjamin Kuster (SoilCom GmbH)
Emilie Carrera (Centre de compétences sur les sols CCSols, HAFL)
GrafikSilvia Riggenberg (unikum.ch)
Fotos Titel und SteckbriefGabriela Brändle, Urs Zihlmann, Urs Grob, Benjamin Kuster
Übersetzung
 
Standort
 
Der Standort des diesjährigen Bodenprofils ist Teil des schweizweiten Bodenmonitoring-Messnetzes der Nationalen Bodenbeobachtung (NABO)

Geschäftsstelle BGS-SSP
c/o ZHAW, Forschungsgruppe Bodenökologie
Postfach
CH-8820 Wädenswil
+41 (0)58 934 53 55
bgs.gs@soil.ch

Gruppenleiterin: Sonja Marit Paul, sonjamarit].[paul]@[agroscope].[admin].[ch

Online-Inhalt: Benjamin Kuster, soil(.)maker115]at[8alias(.)com