Streuauflage (Ol, Laub), darunter leicht zersetzte Streurückstände (Of).
Boden des Jahres 2024
Parabraunerde im Wald
Die oberste humushaltige Bodenschicht (A-Horizont) spielt eine zentrale Rolle für die Fruchtbarkeit eines Bodens. Humus entsteht hauptsächlich durch die Zersetzung von Pflanzenresten (Blätter, Wurzeln etc.) durch die Bodenlebewesen und beeinflusst fast alle Bodenfunktionen und -prozesse. Die Humusformen beschreiben den Zustand und die Qualität des organischen Materials auf und in der obersten Bodenschicht. Wichtigste Humusformen in nicht vernässten Böden sind Mull, Moder und Rohhumus.
Mull ist die günstigste Humusform und typisch für biologisch aktive Böden. Pflanzenreste werden von den Bodenlebewesen rasch abgebaut und stark mit der Mineralerde vermischt. Dadurch entsteht ein nährstoffreicher und mächtiger A-Horizont, der ideal für die Nährstoffversorgung der Pflanzen ist.
In sauren Böden ist der Humusabbau gehemmt. Es sind weniger Bodentiere aktiv, weshalb die Zersetzung langsamer abläuft als beim Mull. Es bildet sich eine Schicht mit mehrjährigen organischen Rückständen (Of-Horizont) über dem Mineralboden. Of-Horizonte verströmen einen modrigen Geruch.
In kühlen oder stark sauren Umgebungen dominiert Rohhumus und die biologische Aktivität ist verringert. Pflanzenreste werden nur mehr sehr langsam abgebaut und reichern sich als Auflagehumus an (Ol-, Of- und Oh-Horizonte). In Verbindung mit schwer abbaubaren Pflanzenrückständen können sich mächtige organische Auflagen ausbilden (z. B. unter Nadelwald). Der darunterliegende A-Horizont ist vergleichsweise geringmächtig.
24
-7‒0 cm
0‒23 cm
Dunkler, humoser (Ahh), bis 9 cm satt brauner sandig-lehmiger Oberboden (Ah), darunter leicht ausgebleichter, Ton-Auswaschungshorizont (ABE), Tongehalt 16 %.
23‒104 cm
Bis 82 cm rötlich brauner (ItBw), bzw. bräunlich roter (BwIt) Ton-Einwaschungshorizont, Tongehalt 21 bis 26 %, darunter leicht wasserstauender Bw,cn-Horizont.
104‒150 cm
Graue, kaum verwitterte, kalkhaltige Schicht (C) aus Kies und Sand (Schotter).
Steckbrief
Diese Parabraunerde liegt in einem ebenen Teil des Bülacher Waldes (Kanton Zürich), einem Mischwald mit überwiegend Buchen. Sie hat ein ausgewogenes Verhältnis von Sand, Schluff und Ton, welches für das Pflanzenwachstum und die Bodenstabilität wichtig ist. Die Wurzeln reichen bis in eine Tiefe von ca. 1,5 m, wobei der Hauptwurzelraum bis etwa 70 cm reicht. Die Humusform ist mullartiger Moder, was hauptsächlich auf den sauren Oberboden (pH-Wert 3,9) mit geringer biologischer Aktivität zurückzuführen ist.
Bodentyp
Durchlässige, tiefgründige, stark saure Parabraunerde
Bodenart
sandiger Lehm über Lehm
Ausgangsmaterial
Moräne (Würm) / Molasse-Sandstein
Ort
Bülach (ZH), Lindi, auf 423 m ü. M.
Weiterdenken lässt sich auch an der Familienexkursion der BGS!
Weiterdenken
Welche sind die am häufigsten vorkommenden Lebewesen im Waldboden?
Bakterien sind bei Weitem die am häufigsten vorkommenden Lebewesen im Waldboden (geschätzt 1014 Individuen pro Quadratmeter; mehr als es Menschen auf der Erde gibt), gefolgt von Pilzen (1011) und Algen (108). Diese Mikroorganismen leben im Wasserfilm, der die Bodenpartikel umgibt, sowie an Wurzeloberflächen oder in unmittelbarer Umgebung der Wurzeln (Rhizosphäre). Sie ernähren sich primär von abgestorbener pflanzlicher und tierischer Materie, die zum Teil von der Makrofauna (beispielsweise Regenwürmern) in den Boden eingearbeitet wurde. Dadurch tragen sie zum Abbau von organischer Substanz und zum Aufbau von humushaltigen A-Horizonten bei. Die Bakterien sind keineswegs gleichmässig im Boden angesiedelt, sondern richten sich nach dem Nahrungsangebot. Wo es viel zu futtern gibt, lassen sie sich nieder, bilden Kolonien und somit «Hotspots» an Aktivität.
Pilze sind nicht nur für saisonale Pilzgerichte wichtig, sondern auch zentral für das Waldökosystem. Mykorrhiza (griech.: mykes = Pilz und rhiza = Wurzel) sind Pilze, die mit Pflanzen in Symbiose leben. Sie umgeben die Wurzeln von Waldbäumen mit einem dichten, weissen Fadengeflecht (Hyphen) und verhelfen den Bäumen so zu Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor. Im Gegenzug erhalten die Pilze wertvolle Zuckerverbindungen. Viele unserer Speisepilze sind Mykorrhizapilze, wie der Steinpilz, Eierschwamm oder Trüffel. Wenn Sie das nächste Mal Trüffel auf die Pasta raspeln, denken Sie an diese Lebensgemeinschaft im Waldboden.
Quellen
Marco Walser, Doris Schneider Mathis, Roger Köchli, Beat Stierli, Marcus Maeder und Ivano Brunner: «Waldboden lebt - Vielfalt und Funktion der Bodenlebewesen», Merkblatt für die Praxis, Mai 2021, WSL Birmensdorf
Simon Egli und Ivano Brunner: «Mykorrhiza: Eine faszinierende Lebensgemeinschaft im Wald», Merkblatt für die Praxis, September 2011, WSL Birmensdorf
Medienmitteilung
Unter folgendem Link finden Sie die Medienmitteilung zum diesjährigen Boden des Jahres. Wenn Sie wünschen, können Sie auch mit der Geschäftsstelle der BGS Kontakt aufnehmen.
Trägerschaft
In der Schweiz wird die Aktion «Boden des Jahres» von der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz (BGS/SSP) getragen.
Die BGS-SSP wirkt als Fachverein aktiv am politischen Prozess mit. So hat sie bereits in den 70er und 80er Jahren auf den ungenügenden Schutz des kostbaren Umweltguts «Boden» hingewiesen und die Verankerung des Bodenschutzes im Umweltschutzgesetz erwirken können.
Die BGS-SSP setzt sich für die Erforschung und die Erhaltung der Böden als lebenswichtige Ressource ein. Sie vereinigt Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Praktikerinnen und Praktiker und Fachleute aus der Verwaltung aus allen Regionen des Landes. Die BGS/SSP ist Mitglied der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften(scnat).
Eine Arbeitsgruppe von 4 bis 6 Mitgliedern der BGS/SSP bestimmt jeweils zu Beginn eines Jahres den für das nachfolgende Jahr als «Boden des Jahres» zu kürenden Boden. Sie bereitet anschliessend die für die öffentliche Deklaration am 5. Dezember - dem Weltbodentag - die nötigen Unterlagen vor. Das Vorgehen ist in der Geschäftsordnung der BGS-SSP zur Aktion «Boden des Jahres» festgelegt.
Die BGS-SSP koordiniert die Deklaration des «Boden des Jahres» inhaltlich nach Möglichkeit mit den Aktivitäten anderer Organisationen im Umweltbereich und schafft auf diese Weise Synergien.
Arbeitsgruppe «Boden des Jahres» | Sonja Paul (Klima und Landwirtschaft, Agroscope) Benjamin Kuster (SoilCom GmbH) Emilie Carrera (CCSols, HAFL) Alessandra Musso (Naturkonzept AG) Lucie Greiner (KOBO) Tatjana Wais (Aniterra) |
Am Boden des Jahres 2024 haben folgende Personen mitgewirkt | Sonja Paul (Klima und Landwirtschaft, Agroscope) Anett Hoffmann (ehem. ETHZ) Urs Grob (KOBO, HAFL) Benjamin Kuster (SoilCom GmbH) Emilie Carrera (CCSols, HAFL) Alessandra Musso (Naturkonzept AG) Lucie Greiner (KOBO) Tatjana Wais (Aniterra) |
Grafik | Silvia Riggenberg (unikum.ch) |
Fotos Titel und Steckbrief | © Gabriela Brändle & Fachstelle Bodenschutz Kanton Zürich |
Übersetzung | F: Emilie Carrera und Stéphane Burgos I: Marco Rossi |
Review | Peter Lüscher, Stefan Zimmermann, Andreas Gubler, Urs Zihlman, Peter Schwab |
Geschäftsstelle BGS-SSP
c/o ZHAW, Forschungsgruppe Bodenökologie
Postfach
CH-8820 Wädenswil
+41 (0)58 934 53 55
bgs.gs@soil.ch
Gruppenleiterin: Sonja Marit Paul, sonjamarit].[paul]@[agroscope].[admin].[ch
Online-Inhalt: Tatjana Wais, tatjana-j@hotmail.de
Links, Downloads und Bestellungen
Bestellungen gehen an die Geschäftsstelle.
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