Ah: Oberboden mit der Bodenart lehmiger Ton, humusreich, intensiv durchwurzelt, mit wenig Steinen und krümeliger Struktur. Der Oberboden ist entkalkt (pH-Wert um 6.5).
Boden des Jahres 2025
Die Rendzina
Böden entstehen aus Produkten der Gesteinsverwitterung. Die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Ausgangsgesteins bestimmen die Verwitterungsprozesse und die Zusammensetzung des entstehenden Bodens stark. Daneben beeinflussen Klima, Relief, Pflanzen und Tiere sowie der Mensch in Abhängigkeit der Zeit die Entwicklung eines Bodens.
Eine Rendzina bildet sich auf festem Kalkgestein und ist oft flachgründig. Dieses Kalkgestein hat sich – im Falle der Jurakalke - vor rund 150 Millionen Jahren in den flachen Randgebieten der Tethys gebildet.
Das Kalkgestein besteht aus 70–90 % Karbonaten, insbesondere Kalziumkarbonat (CaCO3) und Dolomit (CaMg(CO3)2,) und auch kleinere Anteile von Siderit (FeCO3). Daneben sind Tonminerale und andere Beimengungen enthalten. Kalkgestein enthält auch mit im Sediment abgelagerte Tonminerale, die von Flüssen ins Meer transportiert wurden.
Wenn der Kalk verwittert und durch Lösung ausgewaschen wird, reichern sich die nicht-karbonatischen Bestandteile (v.a. Tonminerale) an. Diese mischen sich mit den anfallenden organischen Substanzen. Es entsteht eine dunkelbraune tonreiche Feinerde. Durchsetzt mit hellen Kalksteinen ergibt sich das typische Bild einer Rendzina.
Die chemische Auflösung von kalkhaltigem Gestein führt zu einer charakteristischen Landschaft – dem sogenannten Karst. Durch den Abtransport der Verwitterungsprodukte entstehen viele unterirdische Hohlräume. Wenn sie nahe an der Oberfläche liegen und einstürzen können wir dies in Form von Dolinen beobachten. Die Verkarstung führt zur Bildung eines komplexen Netzwerks an unterirdischen Wasserläufen. Über lange Zeiträume führt dies zur Bildung von unterirdischen Höhlen, mitunter faszinierend mit Stalagmiten und Stalaktiten ausgeschmückt.
25
0 bis 14 cm
14 bis 35 cm
(B)A / Rz: Unterboden aus verkeilten Kalksteinen, die durch Verwitterung und biologische Aktivität ihren Zusammenhalt verloren haben, dazwischen humose Feinerde. Die Bodenart ist lehmiger Ton und der pH-Wert liegt bei 6.8.
35+ cm
C: Das Ausgangssubstrat ist ein Kalksteinfels mit Klüften, die mit kalkhaltigem Substrat gefüllt sind, das den Abfluss von Wasser erlaubt.
Steckbrief
Diese flachgründige Rendzina liegt auf einem Flachhang im Jura und wird aktuell als Grünland genutzt. Die humusreiche Feinerde hat einen neutralen pH-Wert und einen hohen Ton- und Schluffgehalt. Charakteristisch ist die darunter liegende Schicht aus kantigen Kalksteinen, die mit Feinerde durchsetzt ist.
Die Art der Nutzung als Grünland ist typisch für Rendzinen im Landwirtschaftsland, da der hohe Skelettgehalt eine intensive Bodenbearbeitung nur eingeschränkt zulässt. Unter günstigen klimatischen und topografischen Bedingungen ist jedoch auch eine eingeschränkte Fruchtfolge möglich.
Das Wasserspeichervermögen ist dank dem Ton- und Humusgehalt hoch. Ein Teil dieses Wassers ist durch den Tongehalt als sogenanntes Totwasser gebunden und nicht pflanzenverfügbar. Der Anteil des pflanzennutzbaren Wassers steigt jedoch durch den Humusgehalt und begünstigt das Pflanzenwachstum.
Bodentyp
Karstige, pelitische, alkalische, flachgründige Rendzina auf Fels.
Bodenart
lehmiger Ton
Ausgangsmaterial
Kalkgestein
Ort
Sur Vannez [JU], Haute-Ajoie auf 540 m ü. M.
Weiterdenken lässt sich auch an der Familienexkursion der BGS!
Weiterdenken
Rendzinen sind oft flachgründig. Heisst das, dass sie auch jünger sind als die tiefgründigen Ackerböden im Mittelland?
In 10'000 Jahren entsteht aus Kalkstein eine ca. 30 cm mächtige Rendzina (Faustregel: 300 Jahre für 1 cm Boden). Aus den Ablagerungen der Vergletscherung (Moräne, Schotter) kann im gleichen Zeitraum ein dreifach mächtigerer Boden entstehen, also bis zu 100 cm (Faustregel: 100 Jahre für 1 cm Boden).
Der Grund für die mächtigere Bodenbildung bei tiefgründigen Ackerböden liegt darin, dass das Ausgangsmaterial meist viel feinkörniger ist (Kies, Steine, Sand und bereits verwittertes Material) und daher für den Prozess der Verwitterung eine grössere Oberfläche hat und weniger Karbonat enthält, welches die chemische Verwitterung verlangsamt.
Bereits das feinkörnige Ausgangsmaterial hat eine gewisse Speicherfähigkeit für Wasser und ermöglicht damit das Wachstum für Pionierpflanzen. Diese fördern die Humusbildung und die biologischen Prozesse der Verwitterung, die die weitere Bodenbildung weiter antreiben.
Neben der Bodenbildung beeinflussen auch Prozesse des Bodenabtrages (Erosion und Auswaschung) die tatsächliche Mächtigkeit der Böden.
Wie alt ist eine Rendzina mindestens, wenn sie sich ausschliesslich aus Kalklösungsrückständen entwickelt und 15 cm dick ist?
Zusammensetzung und Entstehung von Kalkstein
Kalkstein besteht hauptsächlich aus den Mineralen Kalzit und Aragonit und damit aus Kalziumkarbonat (CaCO₃). Der überwiegende Teil der Kalksteine ist biogenen Ursprungs. Dabei wird Kalkstein meist durch Mikroorganismen oder gesteinsbildende Korallen abgelagert. Daneben gibt es auch Kalksteine, die hauptsächlich aus Schnecken, Muscheln oder Schwämmen bestehen. Kalk kann auch bei Übersättigung des Wassers mit Hydrogencarbonat direkt ausfallen.
Kalkauflösung im Boden
Die Kalkverwitterung im Boden wird stark durch Klima und Lithologie beeinflusst. So versickern in trockenen Gebieten nur ca. 100 L/m² und Jahr, d.h. die Kalkauflösung beträgt 30 g/m². In feuchteren Gebieten können es auch 1000 L/m² und somit 300g/m² und Jahr sein. Der gelöste Kalk trägt jedoch nicht zur Bodenbildung bei, da er ausgewaschen wird und so zur Absenkung der Bodenoberfläche führt.
Kalklösungsrückstand und Bodenbildung
Als Material für die Bodenbildung bleibt nur das unlösliche Material - der Kalklösungsrückstand. In Kalksteinen sind das oft weniger als 10%, bisweilen auch nur 1%. Die Akkumulation des Kalklösungsrückstandes kann somit zwischen 30 g/m² pro Jahr, und 1 g/m² pro Jahr variieren. Wenn ausser diesem Kalklösungsrückstand im Boden nur max. 10% organische Substanz bei der Humusakkumulation angereichert wurde und die Lagerungsdichte bei jungen Böden ca. 0,7 g/cm³, bei mächtigeren Böden dann ca. 1 g/cm³ beträgt, dann ist der Boden, der in 10'000 Jahren entstehen kann 3 cm bis maximal 30 cm mächtig.
Kalkböden mit einer Mächtigkeit von 15 cm sind somit sehr wahrscheinlich im Holozän entstanden und haben ihre Bodenbildung vor ca. 5'000 bis 15'000 Jahren begonnen oder sie haben eine andere Quelle für silikatreiches Material als die Kalklösungsrückstände sowie mögliche Anteile von Löss.
Medienmitteilung
Unter folgendem Link finden Sie die Medienmitteilung zum diesjährigen Boden des Jahres. Wenn Sie wünschen, können Sie auch mit der Geschäftsstelle der BGS Kontakt aufnehmen.
Trägerschaft
In der Schweiz wird die Aktion «Boden des Jahres» von der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz (BGS/SSP) getragen.
Die BGS-SSP wirkt als Fachverein aktiv am politischen Prozess mit. So hat sie bereits in den 70er und 80er Jahren auf den ungenügenden Schutz des kostbaren Umweltguts «Boden» hingewiesen und die Verankerung des Bodenschutzes im Umweltschutzgesetz erwirken können.
Die BGS-SSP setzt sich für die Erforschung und die Erhaltung der Böden als lebenswichtige Ressource ein. Sie vereinigt Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Praktikerinnen und Praktiker und Fachleute aus der Verwaltung aus allen Regionen des Landes. Die BGS/SSP ist Mitglied der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften(scnat).
Eine Arbeitsgruppe von 4 bis 6 Mitgliedern der BGS/SSP bestimmt jeweils zu Beginn eines Jahres den für das nachfolgende Jahr als «Boden des Jahres» zu kürenden Boden. Sie bereitet anschliessend die für die öffentliche Deklaration am 5. Dezember - dem Weltbodentag - die nötigen Unterlagen vor. Das Vorgehen ist in der Geschäftsordnung der BGS-SSP zur Aktion «Boden des Jahres» festgelegt.
Die BGS-SSP koordiniert die Deklaration des «Boden des Jahres» inhaltlich nach Möglichkeit mit den Aktivitäten anderer Organisationen im Umweltbereich und schafft auf diese Weise Synergien.
Arbeitsgruppe «Boden des Jahres» | Sonja Paul (Klima und Landwirtschaft, Agroscope) Benjamin Kuster (SoilCom GmbH) Emilie Carrera (CCSols, HAFL) Alessandra Musso (Naturkonzept AG) Lucie Greiner (KOBO) Tatjana Wais (Aniterra) |
Grafik | Silvia Ringgenberg (unikum.ch) |
Fotos Titel und Steckbrief | © Gabriela Brändle & Kompetenzzentrum Boden (Messnetz Referenzböden) |
Übersetzung | F: Emilie Carrera und Stéphane Burgos I: Marco Rossi, Giorgia Fauth und Daniele Moro |
Review | Urs Zihlman, Peter Schwab, Tobias Sprafke |
Geschäftsstelle BGS-SSP
c/o ZHAW, Forschungsgruppe Bodenökologie
Postfach
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+41 (0)58 934 53 55
bgs.gs@soil.ch
Gruppenleiterin: Sonja Marit Paul, sonjamarit].[paul]@[agroscope].[admin].[ch
Online-Inhalt: Tatjana Wais, tatjana-j@hotmail.de
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