Boden des Jahres 2023

Der Ackerboden

Der abgebildete Boden ist ein Vorzeigeexemplar eines tiefgründigen Ackerbodens. Wie bei fast allen (sauren) Braunerden im Schweizer Mittelland beginnt die Entstehungsgeschichte auch hier mit dem Ende der letzten «Würm»-Kaltzeit vor 12’000 Jahren – die unterschiedlich groben Steinbrocken im sonst gut verwitterten lockeren Unterboden sind ein Indiz für Moränenmaterial. Das ist kalkiger und silikatreicher Schutt, zurückgelassen vom Gletscher nach seinem Rückzug in die Alpenregion.

Die Entwicklung eines Bodens spielt sich nicht immer gleich ab, auch wenn sich das Ausgangsmaterial jeweils kaum unterscheidet. Verantwortlich dafür sind unter anderem das Klima, die Vegetation, die Lage im Gelände. So gehört dieser Boden zwar zum Typ Braunerde, hier sprechen die Fachleute aber spezifisch von einer sauren Braunerde. Der Grund: Häufige Niederschläge haben den vorhandenen Kalk aus dem Boden ausgewaschen und so den Säuregrad auf natürliche Weise ansteigen lassen. Die Bewirtschafterin ist daher gezwungen, regelmässig Kalk oder kalkhaltige Dünger auszubringen, um eine weitere Versauerung zu verhindern. So bleibt der Oberboden bei einem pH-Wert von etwa 6 stabil und fruchtbar.

Solche qualitativ hochwertigen Böden werden als «Fruchtfolgeflächen» ausgeschieden, um in der Schweiz eine nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln zu gewährleisten und ausgezeichnetes ackerfähiges Kulturland vor Zerstörung zu bewahren. Der Bund hat sich mit dem «Sachplan Fruchtfolgeflächen» zum Ziel gesetzt, mindestens rund 438’000 Hektar des besten Landwirtschaftslandes zu erhalten; das entspricht etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Schweiz.

Die Bewirtschaftung beeinflusst massgeblich das Potenzial Kohlenstoff zu speichern. Ändert man die Bewirtschaftung, indem ein Ackerboden, der zuvor mehrere Jahre lang bodenschonend bestellt wurde, wieder unter den Pflug genommen wird, kann dies vermehrt Kohlenstoff freisetzen. Das heisst, der Kohlenstoffspeicher im Boden ist nicht permanent, sondern abhängig von der Bewirtschaftung.
Wie Ackerböden vom Klimawandel beeinflusst werden, wird aktuell intensiv untersucht (www.ejpsoil.eu).

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Der Ackerboden

Steckbrief

Die Aufnahme zeigt eine 150 bis 180 cm mächtige, lockere, unterschiedlich steinhaltige Moränenschicht über einer kaum verwitterten Sandstein-Unterlage. Durch unterschiedliche chemische, biologische und physikalische Umwandlungsprozesse («Verwitterung»), hat sich aus dem rohen Moränenmaterial im Laufe von rund 12’000 Jahren dieser fruchtbare, tiefgründige Ackerboden entwickelt. Solche sehr fruchtbaren Böden werden in der Raumplanung als «Fruchtfolgeflächen» (= gute Ackerböden) ausgeschieden. Sie sollen der Landwirtschaft im Interesse einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion erhalten und vor Zerstörung oder Zweckentfremdung geschützt werden. Das regelmässige Ausbringen von Kalk und kalkhaltigen Düngemitteln wirkt der natürlichen Kalkauswaschung und Versauerung auf diesem Standort entgegen. Dadurch wird der pH-Wert im Oberboden bei etwa 6 stabilisiert und die Bodenstruktur gefördert. Auf diese Weise erhalten die Bewirtschafterinnen die gute Fruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit dieses Ackerbodens.

Bodentyp

Braunerde (schwach sauer, schwach pseudogleyig)

Bodenart

sandiger Lehm

Ausgangsmaterial

Moräne (Würm) / Molasse-Sandstein

Ort

Huttwil, Huttwilerberg (BE), 725 m ü. M.

Weiterdenken lässt sich auch an der Familienexkursion der BGS!

Weiterdenken

Wieviel Kohlenstoff (C) in Form von organischem C (Corg) speichert dieser Ackerboden auf einer Fläche von einem Hektar in den obersten 25 cm (in Tonnen pro Hektar)?

Annahme für die Berechnung: Die Masse Feinerde (Bodenmasse ohne Steine) ist 1.0 g/cm3. Der Ackerboden enthält 3 % Humus in der Festsubstanz, was 1.74 % Corg entspricht (C-Anteil im Humus ca. 58 %).

Hinweis

Zuerst wird die Masse des Bodens für die Fläche von einem Hektar von der Bodenoberfläche bis in eine Tiefe von 25 cm (= Oberboden) und anschliessend der darin gespeicherte Kohlenstoff berechnet.

Umrechnungen

Bodenfläche pro Hektar1 ha = 10'000 m2
Bodentiefe25 cm = 0.25 m
Bodenvolumen10'000 m2 × 0.25 m = 2'500 m3
Bodendichte1.0 g/cm3 = 1'000'000 g/m3 = 1'000 kg/m3
Kohlenstoffgehalt1.74 % C (Gewichtsprozent)

1. Berechnung: Masse des Bodens von 1 ha und 25 cm Tiefe

10'000 m2 × 0.25 m × 1'000 kg/m3 = 2'500'000 kg = 2'500 t

2. Berechnung: Kohlenstoffspeicher auf 1 ha und 25 cm Tiefe

2'500 t/ha × 0.0174 C = 43.5 t C/ha im Oberboden (0 bis 25 cm)

Dieser Ackerboden speichert aktuell 44 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im Oberboden, was 75 Tonnen Humus entspricht. Das Potenzial Kohlenstoff zu speichern ist für diesen Ackerboden grösser, da im Unterboden auch Kohlenstoff gespeichert wird.

Wenn der Kohlenstoffgehalt des Bodens durch geeignete ackerbauliche Massnahmen um 0.25 % (z.B. von 1.74 % auf 1.99 %) erhöht wird, können zusätzlich rund 5 Tonnen Kohlenstoff gespeichert werden. Dadurch nimmt auch der Humusanteil zu und die Bodenqualität steigt, denn Humus bindet die für das pflanzliche Wachstum notwendigen Nährstoffe und erhöht die Wasserspeicherkapazität des Bodens. Ausserdem dient er als Nahrungsquelle für Bodenorganismen, verbessert die Aggregatstabilität des Bodens und verringert damit das Erosionsrisiko (abtragen von Boden durch Wasser und Wind).

Medienmitteilung

Unter folgendem Link finden Sie die Medienmitteilung zum diesjährigen Boden des Jahres. Wenn Sie wünschen, können Sie auch mit der Geschäftsstelle der BGS Kontakt aufnehmen.

Trägerschaft

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In der Schweiz wird die Aktion «Boden des Jahres» von der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz (BGS/SSP) getragen.

Die BGS-SSP wirkt als Fachverein aktiv am politischen Prozess mit. So hat sie bereits in den 70er und 80er Jahren auf den ungenügenden Schutz des kostbaren Umweltguts «Boden» hingewiesen und die Verankerung des Bodenschutzes im Umweltschutzgesetz erwirken können.

Die BGS-SSP setzt sich für die Erforschung und die Erhaltung der Böden als lebenswichtige Ressource ein. Sie vereinigt Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Praktikerinnen und Praktiker und Fachleute aus der Verwaltung aus allen Regionen des Landes. Die BGS/SSP ist Mitglied der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften(scnat). 

Eine Arbeitsgruppe von 4 bis 6 Mitgliedern der BGS/SSP bestimmt jeweils zu Beginn eines Jahres den für das nachfolgende Jahr als «Boden des Jahres» zu kürenden Boden. Sie bereitet anschliessend die für die öffentliche Deklaration am 5. Dezember - dem Weltbodentag - die nötigen Unterlagen vor. Das Vorgehen ist in der Geschäftsordnung der BGS-SSP zur Aktion «Boden des Jahres» festgelegt.

Die BGS-SSP koordiniert die Deklaration des «Boden des Jahres» inhaltlich nach Möglichkeit mit den Aktivitäten anderer Organisationen im Umweltbereich und schafft auf diese Weise Synergien.

Arbeitsgruppe
«Boden des Jahres»
Sonja Paul (Klima und Landwirtschaft, Agroscope)
Anett Hoffmann (Ehemals ETHZ)
Urs Grob (Kompetenzzentrum Boden KOBO, HAFL)
Benjamin Kuster (SoilCom GmbH)
Emilie Carrera (Centre de compétences sur les sols CCSols, HAFL)
GrafikSilvia Riggenberg (unikum.ch)
Fotos Titel und Steckbrief© Gabriela Brändle, Urs Zihlmann (Agroscope), Andreas Chervet (Fachstelle Boden Kanton Bern)
ÜbersetzungF: Stéphane Burgos
I: Marco Rossi, Daniele Moro, Giorgia Fauth Pelli

Geschäftsstelle BGS-SSP
c/o ZHAW, Forschungsgruppe Bodenökologie
Postfach
CH-8820 Wädenswil
+41 (0)58 934 53 55
bgs.gs@soil.ch

Gruppenleiterin: Sonja Marit Paul, sonjamarit].[paul]@[agroscope].[admin].[ch

Online-Inhalt: Benjamin Kuster, soil(.)maker115]at[8alias(.)com

Links, Downloads und Bestellungen

Bestellungen gehen im Allgemeinen an die Geschäftsstelle, können aber 2023 auch direkt an Benjamin Kuster adressiert werden.

Unsere Schöpfungen

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